Prognoseeinschätzungen bei minderjährigen Straftätern in der Schweiz: Eine Befragung der forensisch tätigen psychologischen und psychiatrischen Fachpersonen

Von: Marcel Aebi, Süheyla Seker, Lorenz Imbach, Julie Palix, Emilie Wouters, Cyril Boonmann

Schlüsselwörter: Jugendstrafrecht, Legalprognose, Risikoeinschätzung, protektive Faktoren, Risikofaktoren, Sachverständiger

Zusammenfassung: Forschungsbefunde zu Risiko- und Schutzfaktoren von persistierender Kriminalität bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz sind limitiert. Die vorliegende Studie basiert auf einer repräsentativen Online- Befragung von psychologischen und psychiatrischen Fachexperten in der Schweiz zur Erhebung von Prognoseeinschätzungen. Anhand der Daten von 35 Fachpersonen in der Deutschschweiz und der Romandie zeigt sich, dass 83% der Fachpersonen standardisierte Risikoprognoseinstrumente verwenden, jedoch nur 54% standardisierte Instrumente zu Schutzfaktoren einsetzen. Weiter zeigen die Ergebnisse, dass mehr Wissen über das Konzept und die Erhebung von «limitierenden prosozialen Emotionen» (einem bei Jugendlichen relevanten Subtyp der Störung des Sozialverhaltens) notwendig ist. Schliesslich besteht bei der Erhebung von spezifischen legalprognostisch relevanten Umweltfaktoren und Verhaltensweisen (Peerkontakte/Freizeitaktivitäten, Substanzkonsum, Sexualität) ein weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf.

 

Zeitschrift für Kriminologie (SZK) 1-2/2019, S. 61 ff.